12. März 2013

Sizilien – wie es leibt und lebt



In Vorbereitung auf unseren langersehnten Urlaub auf Sizilien, aus Sehnsucht und Heimweh und aus Interesse, sehen wir zur Zeit sizilianische Filme. Neben Commissario Montalbano, der in Deutschland weniger bekannt ist und in deutscher Übersetzung für diejenigen, die italienisch verstehen/sprechen, nicht anzuschauen geht, war der erste Film Malèna, auf Deutsch: Der Zauber von Malèna, aus dem Jahre 2000 mit Monica Bellucci in der Hauptrolle (http://www.imdb.com/title/tt0213847/ ).
Grundsätzlich geht es um die Vorliebe pubertierender sizilianischer Jungen für die schöne Malèna der Stadt. Einer dieser wird näher vorgestellt, man erhält Zutritt zu seinen geheimen Wünschen, Vorstellungen und Träumen. Man erfährt aber auch etwas über das Leben und vor allem die Probleme Malènas in dieser sehr traditionellen sizilianischen Gesellschaft, geprägt von einem starken Rollenverständnis. Sie, als die Schöne, dessen Mann in den Krieg gezogen ist, mit einem divergierenden Kleidungsstil und vielleicht einer arroganten Art, die von den Männern der Stadt begafft, angeflirtet und als Hure beschimpft wird und von den Frauen gehasst und auch beneidet wird, aber von allen abgelehnt. Die Männer brüsten sich mit Begegnungen, die nie stattgefunden haben, die Frauen verdammen sie. Beide Gruppen handeln ähnlich, unter ihren geschlechtsspezifischen Vorzeichen. Am Ende kommt es soweit, dass sie, im Rausche des Einzuges der Amerikaner, aus dem Hause gezerrt, von den Frauen der Stadt übelst auf dem Platz misshandelt wird, die Herren schauen regungslos zu, weil es ja eine Frauensache ist, in die man sich nicht einmischt, so dass sie entschließt, die Stadt zu verlassen und erst wiederkehrt als ihr Mann aus dem Krieg zurückkehrt und sie trotz aller Geschichten zu sich zurückholt.
Man kann sagen, ja, schöner Film. Und ja, archaische Verhältnisse, aber das ist ja schon Ewigkeiten her. Aber was mir hierbei bewusst geworden ist, ist, dass sich bis heute nicht viel geändert hat. Natürlich wird man nicht mehr öffentlich zusammengeschlagen, wenn man als Hure verschrien ist, aber das ist, wie wir alles wissen, nicht das Schlimmste.
Aber: es geht sehr schnell, als leichtes Mädchen, Hure, leicht - zu - haben, abgestempelt zu werden. Die Rollenvorstellungen haben sich zwar ein wenig verändert, es gibt emanzipierte Frauen, gebildet, die auch im Ausland studiert oder auch gelebt haben, und sogar die, die nicht mit ihrem Partner verheiratet sind und doch zusammenleben. Aber passt man sich als Frau nicht den Regeln an, kann es sehr schnell gehen, dass der Ruf zerstört ist.
Man sollte dies wissen, und man sollte trotz allem seinen eigenen Weg gehen und sich nicht von den Meinungen der Anderen beeinflussen lassen, eine Weisheit die nicht nur dort, auf Sizilien, aber gerade dort, gilt. Es wird ständig und überall geredet, hinter dem Rücken, man wird beobachten und wird direkt oder indirekt über angebliches Fehlverhalten aufgeklärt und zu Recht gewiesen. Salvatore vergleicht die Situation gerne mit der Situation Odysseus´ bei der Vorbeifahrt an der Insel der Sirenen: man muss sich die Ohren zuhalten und unbeirrt seinem Weg folgen, denn hört man den Sirenen zu und folgt ihnen, wird man verrückt und geht unter.
Wobei ich auch der Meinung bin, dass nicht nur die patriarchale Gesellschaft, verbunden mit einer starken katholischen Kirche, die Frauen in eine Rolle zwängt, die sie vielleicht gar nicht in dem Maße wollen. Die Frauen tragen einen großen Anteil an der Reproduktion dieser Rollenvorstellungen und- ausübung, auch heute noch.
Das Wort zum Sonntag? Nein! Überlegungen und Gedanken mit ein wenig Abstand. Und trotz allem: ich freue mich, ich freue mich darauf, die sizilianische Luft zu atmen, auf die Gesellschaft, auf das Essen und meine Freunde.to be continued ….

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